Reverie At Schloss Elmau Gwilym Simcock & Yuri Goloubev
Album info
Album-Release:
2014
HRA-Release:
09.01.2014
Album including Album cover Booklet (PDF)
- 1 Pastoral 08:15
- 2 Lost Romance 07:04
- 3 Shades of Pleasure 07:05
- 4 Antics 04:09
- 5 A Joy Forever 06:15
- 6 Non-Schumann Lied 08:28
- 7 Flow 05:49
- 8 Vain Song 07:15
- 9 Reverie 07:06
Info for Reverie At Schloss Elmau
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der 1981 geborene Waliser Gwilym Simcock an den Ort zurückkehren würde, an dem er seinen bisher größten Erfolg als Pianist gefeiert hat: Mit „Good Days at Schloss Elmau“ gelang ihm eine der besten Piano Solo-Einspielungen der vergangenen Jahre. Das Album wurde 2011 für den Mercury Prize, dem wichtigsten genreübergreifenden Award im britischen Commonwealth, nominiert, womit der plötzlich auf einer Stufe stand wie Popstar Adele. Beste Voraussetzungen also, um in der Abgeschiedenheit der bayerischen Voralpen im idyllischen Elmau erneut auf einen großen Wurf zu hoffen. Diesmal aber nicht allein, sondern mit dem Bassisten Yuri Goloubev: Am 13. März 2013 wurden die Aufnahmemikros eingeschaltet und es sollte erneut ein guter Tag für die Musik werden. „Reverie at Schloss Elmau“ ist der Beweis dafür - neun Träumereien zwischen Jazz und Klassik changierend, im intimen Dialog, gespielt von zwei Weltklassemusikern.
Dass Jazzmusiker, wie auch Simcock, auf einer klassischen Grundausbildung, aufbauen, ist inzwischen fast selbstverständlich. Doch wenn einer nach einer Weltkarriere in der Klassik noch zum Jazz „übertritt“, ist das bislang die absolute Ausnahme. Eine Ausnahme namens Yuri Goloubev. 1972 in Moskau geboren, saß der Frühvollendete bereits mit 19 Jahren im Orchester des Bolschoi Theaters und war der jüngste klassische Bassist der Sowjetunion wie bislang auch Russlands. 2002 erhielt er den Titel des „Staatskünstlers“ aus den Händen Wladimir Putins. Der Absolvent des legendären Moskauer Konservatoriums arbeitete mit Klassik-Stars wie Mstislaw Rostropovich, Gidon Kremer oder Thomas Quasthoff und spielte an allen großen Häusern der Welt, von der Carnegie und der Royal Albert Hall über den Wiener Musikverein bis zur Oper von Sidney. Und doch entschloss sich Goloubev 2004, dem Ruf nachzugeben, den er schon lange gehört hatte, dem Ruf nach größerer musikalischer Freiheit und persönlicher Ausdrucksfähigkeit. Er zog nach Mailand und wurde Jazz-Musiker, seine „wahre Berufung“, wie er sagt. Schnell sprach sich erst in der italienischen, dann in der europäischen Szene herum, was für einen außergewöhnlichen Neuzugang es gab: Roberto Giuliani, Paolo Fresu, Adam Nussbaum, Michel Portal und viele andere sicherten sich Goloubevs Dienste. Über den Perkussionisten Asaf Sirkis lernte Goloubev schließlich Gwilym Simcock kennen. Und schnell wurde klar, dass hier zwei zueinander gefunden hatten, die schon von ihrer musikalischen DNS her in denselben Kategorien denken und fühlen. Beide vereint der Wille, ihre romantisch-klassische Ader in den Jazzkontext zu überführen und so war die gemeinsame Klangreise auf „Reverie at Schloss Elmau“ eine logische Konsequenz.
Mit „Pastoral“ hat Simcock dem Album ein Präludium vorangestellt: Ganz ruhig und versammelt entspinnt sich ein einfaches, aber hypnotisches Thema, bei dem man zunächst an Satie oder Debussy denken könnte, das Simcock und Goloubev dann aber für Improvisationsteile und die verschiedensten harmonische Alterierungen öffnen. Die Kombination aus komponierter Struktur in klassischem Antlitz und der Bereitschaft zu ihrer spontanen Änderung durchzieht danach „Reverie at Schloss Elmau“. Stets wach, nehmen die beiden die Einfälle des anderen auf und setzen sie zu klar formulierten lyrischen Klanggemälden zusammen. So etwa bei Goloubevs ursprünglich für Akkordeon komponierter „Lost Romance“, die, wie es Goloubev selbst erklärt, „den Romantizismus des 19. Jahrhunderts mit Jazzharmonien verbindet, um eine spezielle Atmosphäre zu schaffen, in der die melodische Sprache der klassischen Moderne einen leichten Gegenwartsakzent bekommt.“ Pure Rhythmik ist dagegen „Antics“. Kein Wunder, komponierte Simcock das Stück doch zur Sommerolympiade für 50 Klaviere in den Straßen und Plätzen Londons.
Goloubevs humorvoll betitelte Komposition „Non-Schumann Lied“ demonstriert die Liebe für deutsche Komponisten des 19. Jahrhunderts, die er mit Simcock gemeinsam hat. Direkt dem genialen Partner gewidmet ist der „Vain Song“, die jazzigste Nummer. Goloubev erklärt ihn so: „Ich hatte oft die Ehre, Gwilyms wundervollen „Plain Song“ zu spielen. Ich fühlte mich inspiriert, gewissermaßen eine Erwiderung zu schreiben.“ Dass es auch Simcock gerne witzig, flott und fröhlich hat, demonstriert sein „Flow“, eine perlende und leuchtende Miniatur.
Das finale und titelgebende „Reverie“ schließlich wählte ebenfalls Goloubev aus. „Ich kenne das Stück von Giovanni Bottesini noch aus Studententagen, es ist Teil des klassischen Bass-Übungsrepertoires. Hier folgt Gwilym eher dem originalen Klavierteil und den Jazz-Skalen, die wir daraus abgeleitet haben.“ Wie zuvor schon auf „A Joy Forever“ spielt Goloubev den Bass mit dem Bogen, wie es nur ein klassischer Weltklassemusiker kann. Und auch vor dem unfassbar hohen Register wie bei „Flow“ müssen wohl die meisten reinen Jazzbassisten kapitulieren. Schon deshalb möchte man diesen Zuwachs aus dem klassischen Lager stürmisch begrüßen.
Gwilym Simcock, piano
Yuri Goloubev, bass
Recorded at Schloss Elmau by Adrian von Ripka, March 13, 2013
Mixed & mastered by Adrian von Ripka
Gwilym Simcock
Chick Corea nennt ihn ein „Original, ein kreatives Genie“ und Jamie Cullum, Star der britischen Musikszene, erklärt ihn zu „unserem besten jungen Klavierspieler“: Der 1981 geborene, in London lebende Waliser Gwilym Simcock zählt unzweifelhaft zur Speerspitze des europäischen Jazz. Vom dritten Lebensjahr an lernte Simcock zunächst ganz klassisch Klavier und besuchte die renommiertesten Pianoschulen Englands. Diese Ausbildung hört man ihm bis heute an. Bestimmt hätte er auch ein erfolgreicher klassischer Pianist werden können, wenn da nicht die Musik von Keith Jarrett und Pat Metheny gewesen wäre, die ihn mit 15 unwiderruflich zum Jazz brachte. Ein entsprechendes Studium an der Royal Academy of Music folgte. Simcocks Talent sprach sich schnell herum, und so spielte er bei Größen wie Dave Holland, Lee Konitz oder Bob Mintzer sowie bei Bill Brufords „Earthworks“.
Die BBC kürte ihn 2006 – 2008 zum ersten „BBC Radio 3 New Generation Jazz Artist“ und verlieh ihm einen Jazz Award. Bei den britischen Parliamentary Jazz Awards wurde er 2007 als „Jazzmusiker des Jahres“ ausgezeichnet.
Seinen endgültigen Durchbruch schaffte Simcock 2011 mit seiner Soloklaviereinspielung Good Days at Schloss Elmau. Als eines der 12 besten Alben Großbritanniens wurde sein ACT-Debüt für den prestigeträchtigen Mercury Prize, dem wichtigsten Genre übergreifenden Musikpreis Großbritanniens nominiert. Damit stand Simcock in einer Reihe mit Weltstars wie der Sängerin Adele. Was Kritik und Publikum so fasziniert, wird auf Good Days at Schloss Elmau klar: Wie ein Hai hat sich Simcock durch die Meere der Musikgeschichte gefressen. Wer genau hinhört, wird Anklänge finden an Mozart, Bach, Chopin, Ravel, Gershwin oder Ligeti, ebenso wie an Shearing, Monk, Evans, Peterson und natürlich an Jarrett. Simcock ist aber kein Eklektiker, er ist ein Neo-Romantiker, der aus allen Einflüssen von der Klassik bis zu Jazz-Standards wogende und wirbelnde Elegien kreiert, die vor Einfällen und Eskapaden nur so strotzen.
Ende März 2012 erschien Simcocks neues Album „Lighthouse“ gemeinsam mit Saxofonist Tim Garland und Perkussionist Asaf Sirkis bei ACT: Ein Orchester im Kleinen, das Komplexität und Groove vereint, vieles geschickt miteinander verzahnt und dabei verblüffend mühelos agiert. Markante Melodien und rhythmische Anleihen aus dem keltischen Erbe, aber auch Elemente aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt verschmelzen in einem unverkennbar eigenen Sound.
Yuri Goloubev
was born in Moscow, Russia in 1972 where he studied classical bass and composition at the Moscow Tchaikovsky Conservatoire. In 2002 he became the youngest bass player in the history of both the USSR and Russia to be awarded the prestigious title of the “Honoured Artist of Russia” by President Putin and was featured in the international magazine “Harper’s Bazaar”. From 1991 to 1992 Yuri performed with the Bolshoi Opera, and from 1992 till 2004 was Principal Bass with one of the world’s most noted chamber orchestras the “Moscow Soloists” directed by Yuri Bashmet. Here he collaborated with many top classical artists: Thomas Quasthoff, Lynn Harrell, James Galway, Gidon Kremer, Barbara Hendricks, Sviatoslav Richter, Mstislav Rostropovich, Vladimir Spivakov, Maxim Vengerov and has performed at many major concert halls throughout the world including Carnegie Hall and the Sydney Opera House.
After a splendid career in classical music Yuri moved to Milan in December 2004 to dedicate himself to his “true calling” - jazz music. In Italy, his "adopted home", he rapidly attracted the attention of many well known Italian musicians, and has since collaborated with Enrico Pieranunzi, Rosario Giuliani, Franco Cerri, Glauco Venier, Claudio Fasoli, Giovanni Falzone, Guido Manusardi, Gianni Cazzola, Massimo Manzi and musicians from overseas Franco Ambrosetti, Ron Horton, Mike Serin, Michael Rosen, Klaus Gesing, John Law, Bill Smith, Paul Bollenback, Shawn Monteiro, Christoph Spendel, Adam Nussbaum, Miles Griffith and others.
Yuri’s playing and compositions are featured on over 40 CD recordings as leader or co-leader. In 2007 joined the jazz faculty of Centro Professione Musica (CPM) in Milan.
Booklet for Reverie At Schloss Elmau