Belle Époque Vincent Peirani & Émile Parisien
Album info
Album-Release:
2014
HRA-Release:
12.04.2014
Album including Album cover Booklet (PDF)
- 1 Egyptian Fantasy 04:48
- 2 Temptation Rag 05:35
- 3 Song of Medina (Casbah) 08:00
- 4 Hysm 06:39
- 5 Le Cirque des Mirages 06:49
- 6 Place 75 04:31
- 7 Schubertauster 09:20
- 8 St. James Infimary 04:20
- 9 Dancers in Love 04:21
Info for Belle Époque
Vincent Peirani und Emile Parisien, die Prix-Django-Reinhardt-Preisträger der letzten beiden Jahre, vereinen sich zu einem Duo der Extraklasse. Beide stellen sich in den Dienst des Anderen - innovativ und frei, ohne dabei die Altmeister des Akkordeons und Sopransaxophons wie z.B. Richard Galliano oder Sidney Bechet zu vergessen. „Belle Èpoque“ - eine Beschwörung der großen Zeit, in der die Musiktradition begann und ein Ausblick auf die gerade angebrochene Epoche für die diese beiden noch viel mehr stehen.
Neben und auch dank seiner ACT-Kollegin Youn Sun Nah – die ihn mit auf Frankreich-Tour und in die Studioband ihres Albums „Lento“ nahm – ist der 33-jährige Akkordeonist Vincent Peirani unbestritten der französische Shooting Star der vergangenen zwei Jahre. Für das, was der aus Nizza stammende Pariser bei seinem treffend „Thrill Box“ betitelten ACT-Debüt dem Knopfakkordeon und der Akkordina an Variationsreichtum, technischen Höchstschwierigkeiten und perkussiven Einfällen entlockte, rief ihn das französische Jazz Magazine zum Künstler des Jahres 2013 aus. Diesen Titel verlieh ihm fast zeitgleich auch die Jury der Académie du Jazz und ehrte ihn dafür mit dem renommierten „Prix Django Reinhardt“.
Nicht minder angesagt ist der zwei Jahre jüngere, aus Cahors stammende, ebenfalls in Paris lebende Emile Parisien. So wie Peirani am Akkordeon, so wird Parisien beim Sopransaxofon als Erneuerer seines Instruments und als dessen führender französischer Vertreter gesehen. Parisien begann schon mit elf am College de Jazz in Marciac und spielte später beim legendären dortigen Festival mit Größen wie Wynton Marsalis oder Christian McBride. 2009 gewann er gleich drei wichtige Preise: bei Les Victoires du Jazz den „Prix Frank Ténot“, den „Jazz Primeur“ des Kultus- und Außenministeriums und den Preis der Festivalorganisation AFIJMA. 2012 erhielt er dann, ein Jahr vor Peirani, den „Prix Django Reinhardt“. Zuletzt sorgte er vor allem mit seinem eigenen Quartett für Furore, das faszinierend homogen über Material von Wagner bis zum Hip-Hop frei improvisiert.
Doch nicht nur im Erfolg sind sich Peirani und Parisien ähnlich. Dass sie die Besessenheit für mitreißende Klangkaskaden, ihr offenes Ohr für spannende Motive quer durch alle Stile und ihre Lust am Improvisieren frei von technischen Zwängen eint, merkten sie, als sie sich im Quartett des Schlagzeugers Daniel Humair kennenlernten - ein gemeinsames Duo-Projekt war von da an nur noch eine Frage der Zeit. Mit „Belle Époque“ liegt es – und damit gleichzeitig Parisiens Debüt als ACT-Künstler - nun vor.
Ursprünglich war das Album als Hommage an Sidney Bechet geplant, den Wahlpariser und lange unübertroffenen Meister des Sopransaxofons. So beginnt es auch noch mit dessen „Egyptian Fantasy“, das Peirani mit einem vibrierenden Akkordeon-Kontrapunkt und Parisien mit der schwebenden Melodielinie in ein mitreißendes Echo der Vergangenheit verwandeln. Auch Bechets „Song Of The Medina (Casbah)“ changiert - wie Henry Lodges hier als musikalisches Vexierspiel neu erschaffene alte „Temptation Rag“ zuvor - zwischen ätherischer Meditation und flirrender, rauschhafter Dynamik. Danach spannen die beiden den Bogen weiter, von jeweils zwei eigenen Kompositionen bis zu Duke Ellington, mit dessen „Dancers In Love“ „Belle Èpoque“ endet.
Auf ganz persönliche Art verarbeiten beide das Vermächtnis ihrer großen Vorgänger. In Peirani scheint die große französische Akkordeontradition von Richard Galliano bis Jean-Louis Matinier auf, freilich durch einen in Ton und Technik unverkennbar eigenen Stil. Ebenso kann man Parisiens Spiel als Verbeugung vor den anderen großen Altsaxophonisten, neben Bechet etwa John Coltrane, Steve Lacy oder Wayne Shorter lesen – zugleich als Hommage an den Erfinder des Saxofons, Adolphe Sax, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern würde.
„Belle Èpoque“ verblüfft also nicht nur durch die instrumentale Innovation, sondern auch durch dessen völlig harmonische Verschmelzung mit der Tradition. Und es ist schlicht ein Traum, wie diese beiden Ausnahmemusiker miteinander harmonieren und sich jeweils in den Dienst des anderen stellen – ob Peirani bei „Hysm“ die Saxofon-Melodie wie eine Orgel stützt oder umgekehrt Parisien bei „Schubertauster“ das Akkordeon doppelt, oder beide das ehrwürdige „St. James Infirmary“ zu einem gemeinsamen Klangerkundungsexperiment voller Klick- und Quetschlaute nutzen.
So darf man „Belle Èpoque“ am Ende mehrdeutig verstehen: Als Beschwörung der großen Zeit, in der die Musiktradition begann, in der Peirani und Parisien stehen. Aber auch als Ausblick auf die gerade angebrochene, so viel versprechende Epoche, für die diese beiden noch viel mehr stehen: In der die Jazzmusik alte Grenzen überwindet, um nach Freiheit und Schönheit zu streben.
„So zelebrieren die französischen Starsolisten Vincent Peirani und Emile Parisien hier auf so eigenartige und wunderbare Duo Art ihre 'Belle Époque', dass man ihnen die Wahl der Instrumente nicht nur verzeiht, sondern sie sogar begrüßt. Ihr Zusammenspiel ist wach und von einer nahezu schlafwandlerischen Instinktivität, so energiegeladen wie meditativ.“ (crescendo)
Vincent Peirani, accordion
Emile Parisien, soprano saxophone
Recorded by Jean-Paul Gonnod, October 26 - 28, 2013 at Studio de Meudon, France
Mixed by Jean-Paul Gonnod at Studio de Meudon
Mastered by Klaus Scheuermann
No biography found.
Booklet for Belle Époque