Casa de Bituca (The Music of Milton Nascimento) Hamilton de Holanda

Album info

Album-Release:
2017

HRA-Release:
30.06.2017

Label: MPS

Genre: Latin

Subgenre: Latin Jazz

Artist: Hamilton de Holanda

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  • 1 Bicho Homem 04:50
  • 2 Bola de Meia, Bola de Gude 02:52
  • 3 Clube da Esquina no 2 03:58
  • 4 Maria Três Filhos 02:34
  • 5 Mar da Indiferença 04:08
  • 6 Ponta de Areia 05:19
  • 7 Saudades dos Aviões da Panair 05:34
  • 8 Canção da América 03:33
  • 9 Vera Cruz 04:19
  • 10 Travessia 04:54
  • 11 Guerra e Paz I (Bonus Track) 05:03
  • Total Runtime 47:04

Info for Casa de Bituca (The Music of Milton Nascimento)

Ein Jahr nachdem er sich auf „Samba de Chico“ mit dem Werk der brasilianischen Legende Chico Buarque auseinandergesetzt hat, meldet sich Latin Grammy und Echo-Jazz-Preisträger Hamilton de Holanda mit einem neuen Album zurück, das wiederum einem Großmeister der Musica Popular Brasileira gewidmet ist: „Casa de Bituca“. Denn Bituca ist der in Brasilien jedermann geläufige Spitzname von niemand Geringerem als Milton Nascimento, weltweit gerühmter Sänger und Songschreiber der Extraklasse, der im Oktober 2017 seinen 75. Geburtstag begehen wird.

Milton Nascimento feierte seinen Durchbruch in Brasilien 1967 mit seinem namenlosen Debütalbum (später „Travessia“ benannt), das er mit dem Tamba Trio unter der Leitung von Luiz Eça aufnahm. Das Songwriting und Miltons einzigartiger Gesang eröffneten der Musikszene Brasiliens, die sich in einer Art Post-Bossa-Nova-Depression befand, eine ganz neue Welt – ähnlich wie zeitgleich die Tropicalisten um Caetano Veloso und Gilberto Gil. Die mitunter fast düstere Ernsthaftigkeit von Miltons Songs und die Dringlichkeit seines Gesangs spiegelten zudem das Lebensgefühl wider in einer Zeit, in der die Militärdiktatur zunehmend rigoroser und brutaler in das Leben der Brasilianer eingriff.

Die Einzigartigkeit von Miltons Stil machte sehr bald die zu jener nach neuen Ideen besonders hungrige Jazzszene Nordamerikas auf ihn aufmerksam: 1969 erschien das von Creed Taylor in den USA produzierte Album „Courage“, auf dem Stars wie Herbie Hancock und Hubert Laws Milton begleiten. 1974 lud ihn Wayne Shorter zu seinem Album „Native Dancer“ ein, es folgten Kollaborationen mit u.a. Paul Simon, Sarah Vaughan und Earth, Wind & Fire, aber auch lateinamerikanischen Superstars wie Mercedes Sosa und Leon Gieco. 1993 übernimmt er sogar den Gesangspart auf dem Song „Breath After Breath“ der britischen Popband Duran Duran. Auf seinem Album „Angelus“ (1994) sind u.a. Jazz-Größen wie Pat Metheny, Ron Carter und Herbie Hancock zu Gast, aber auch Popsänger wie James Taylor, Peter Gabriel und Jon Anderson. Bis zum heutigen Tag hat er gut 40 Alben veröffentlicht.

Hamilton de Holanda wurde 1976 in Rio de Janeiro geboren. Sein Instrument ist das Bandolim, eine 10-saitige Mandoline, die vor allem in der brasilianischen Choro-Musik prominent zum Einsatz kommt. Als Begleitmusiker wirkte er seit den 2000ern auf Alben von brasilianischen Stars wie Maria Bethania, Djavan oder Yamandu Costa mit, aber auch internationalen Größen wie Cesaria Evora, Stefano Bollani oder Richard Galliano. Sein erstes Album unter eigenem Namen veröffentlichte er 2002, etliche weitere folgten in den unterschiedlichsten Besetzungen (ganz allein, Duette oder größere Besetzungen).

Das Hamilton de Holanda Quinteto, bestehend aus Hamilton de Holanda (Bandolim), André Vasconcelos (Bass), Gabriel Grossi (Mundharmonika), Márcio Bahia (Schlagzeug) und Daniel Santiago (Gitarre), fand 2006 zusammen und veröffentlichte seitdem drei Alben: „Brasilianos“ (2006), „Brasilianos 2“ (2008) und „Brasilianos 3“ (2011). Im Juni 2016 traf man sich wieder mal im Studio, um das zehnjährige Bestehen zu feiern, Videos zu produzieren und neues Repertoire zu erarbeiten. Dabei entstand die Idee zu „Casa de Bituca“. Innerhalb von zwei Tagen wurden die Arrangements eingeprobt und aufgenommen, einige Monate später traf man sich mit Milton höchstpersönlich im Studio in Juiz da Fora (Minas Gerais), wo er seine Gesangsbeiträge zu „Bicho homem“ und „Guerra e paz I“ hinzufügte. Ein weiterer Gaststar auf „Casa de Bituca“ ist die legendäre Samba-Diva Alcione, die den Klassiker „Travessia“ mit einer höchst eindringlich-emotionalen Performance veredelt.

Die Repertoireauswahl von „Casa de Bituca“ legt einen Schwerpunkt auf Miltons frühe Phase, von den späten 1960-er- bis zu den mittleren 1980-er Jahren, nicht zuletzt auf die zwei „Clube da Esquina“-Alben von 1972 und 1978, auf denen Milton selbstbewusst seine Minas-Gerais-Szene um Musiker wie Lô Borges, Toninho Horta und Beto Guedes präsentierte. Hinzu kommen zwei Eigenkompositionen von Hamilton: Das bereits erwähnte Instrumental „Guerra e paz I“, sowie der Song „Mar da Indiferença“, geschrieben gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Marcos Portinari, in dem wir Hamilton zum ersten Mal in seiner Karriere als Sänger hören. Anstoß zu dem Song gab jenes mittlerweile weltberühmte traurige Foto von einem auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen syrischen Kind, das 2015 um die Welt ging. Mit seiner tiefen Melancholie schließt es den Bogen zu den legendären Aufnahmen des jungen Bituca.

Hamilton de Holanda, Bandolim (Mandolin)
Daniel Santiago, Gitarre
André Vasconcelos, Bass
Gabriel Grossi, Mundharmonika
Márcio Bahia, Schlagzeug




Hamilton de Holanda
ist in seinem Heimatland Top-Star. Sein Markenzeichen: Vielseitigkeit, Virtuosität, Ernsthaftigkeit, Spielfreude und seine 10-seitige Mandoline. Wie nur wenige Musiker überbrückt er mit Leichtigkeit unterschiedlichste Genres: von den brasilianischen Wurzeln des Bossa, Samba, Choro über Jazz, Pop und Rock hin zur Klassik.

Hierzulande wurde er durch seine Zusammenarbeit mit dem italienischen Pianisten Stefano Bollani bekannt. Gemeinsam spielten sie das Album „O Que Sera“ für das ECM-Label ein. Die beiden Musiker verbindet ihre Offenheit und Neugier, sich neues musikalisches Material anzueignen. Weitere internationale musikalische Begegnungen hatte er u.a. mit dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano, dem Pianisten Omar Soza und Wynton Marsalis.

Sein Ruf als außergewöhnlicher Instrumentalist hallt seit einigen Jahren verstärkt aus Brasilien heraus. Immer häufiger ist er zu Gast bei Festivals und besonderen Konzertabenden. Jedoch gab es, mit Ausnahme der ECM-Veröffentlichung, bislang keine Tonträger außerhalb Brasiliens. Obwohl er bereits eine üppige Diskografie mit 28 Alben vorweisen kann.

Auf dem MPS-Label findet Hamilton de Holanda nun eine neue Heimat für seine Veröffentlichungen. Vier aktuelle Alben und eine Compilation (zum Schnupperpreis aus den vier Alben) geben einen ersten Überblick über das Können des 39-jährigen Mandolinisten.

Geboren in Rio de Janeiro, zog Hamilton mit seiner Familie in die Hauptstadt als er ein Jahr alt war. Von seinem Großvater, auch ein Musiker, bekam er seine erste Mandoline zu Weihnachten 1981. Hamilton de Holanda war damals fünf Jahre alt. Da es keinen Mandolinenlehrer gab, lernte er zunächst Geige. Bevor er lesen und schreiben konnte, begann sein musikalischer Weg. Kurz darauf komponierte er bereits für Mandoline und Orchester.

Stets diszipliniert an seinem Instrument, hörte Hamilton de Holanda einfach alles. Er spielte in einer Rockband, von seinem Vater erbte er die Bewunderung für João Gilberto und die Bossa Nova, und an der Mandoline spielte er Lieder, die ein unglaubliches technisches Verständnis verlangten, solche wie „Desvairado“ von Garoto, „O Vôo da Mosca“ von Jacob do Bandolim und „Moto Perpétuo“ von Paganini. Die Tatsache, dass er schon im jungen Alter die Geheimnisse des Choro kannte – ein in Rio de Janeiro Ende des 19. Jahrhunderts entstandenes Musikgenre, das sich Jahrzehnte später endgültig etabliert hat – führte schließlich zur Gründung von Dois de Ouro: Einer Gruppe mit seinem Bruder Fernando César, ein klassischer Gitarrist, und seinem Vater, ein Militär, der Musik liebte, klassische Gitarre spielte und alles tat, damit seine Söhne irgendein Instrument spielen lernten.

Im Jahr 2012, als er Deutschland besuchte, sagte der Mandolinist über seinen Ruf als Workaholic: „Ich habe eine Menükarte voller Arbeiten. Das was ich mache, unterscheidet sich von der Arbeit eines Popkünstlers, der nach einer Veröffentlichung zwei Jahre damit verbringt, das Album zu promoten. Der kreative Kopf erlaubt es einem nicht, sich ein Jahr lang mit ein und demselben Projekt zu beschäftigen. Heute mache ich etwas mit Edmar Castaneda (kolumbianischer Harfenspieler; Anm.d.A.), morgen mit Yamandu Costa (brasilianischer klassischer Gitarrist)“.



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