Sympathisch schaut er vom Cover herunter, der britische Gitarren- und Lautenbauer Steve Hicks, der sich auf dem Album A Thing Made Of Rags als Gitarrenvirtuose aktiv ist. Genauer als Ragtime-Gitarrist. Als Unterart des American Jazz spielt der Ragtime nicht gerade eine prominente Rolle in der Welt des Jazz, was Steve Hicks nicht davon abhält, bereits das zweite Ragtime-Album auf den Markt zu bringen. Das Besondere am Ragtime per akustischer Gitarre ist die Fingerstyle genannte Spieltechnik, die sich von der üblichen Plektrum-basierten Schlagtechnik, bei der mehrere Saiten meist mit dem Daumen angeschlagen werden, dadurch unterscheidet, dass die Saiten der Gitarre mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger der Anschlaghand einzeln angeschlagen oder gezupft werden. Abgeleitet ist diese Spieltechnik vom Wechselbass der Ragtime-Pianisten, deren prominenter Urvater keine Geringerer als Scott Joplin ist, wobei die Arbeit der linken Hand des Pianisten vom Daumen der Anschlaghand des Gitarristen übernommen wird.
Aktuell ist die Fingerstyle Spieltechnik bei Gitarristen wieder in, was sich in einer recht vielfältigen internationalen Szene niederschlägt. Steve Hicks hat sich seit dem zarten Alter von 13 Jahren dem Gitarrenspiel verschrieben. Recht früh wechselte er, angeleitet von Duck Baker von der Klassik zum vom Fingerstyle geprägten Ragtime und Country Blues. Als Meister des Fingerstyle tritt er auf dem Ragtime, Swing, Blues und Celtic, aber auch Stücken der Klassik gewidmeten Festivals im Rahmen von Folk Gruppen, Gitarrenduos und Ceilidh Bands erfolgreich in ganz Großbritannien auf. In Workshops und Masterclasses gibt er sein Wissen an den Nachwuchs weiter. Nicht zuletzt ist da noch der Instrumentenbau, dem Steve Hicks tiefen Einblick in die Tonerzeugung von Gitarren und allerlei exotische Saiteninstrumente verdankt.
Steve Hicks fingert und zupft sich durch das American Songbook, dass es eine wahre Freude ist. Dabei sind Songs und Stücke von Duke Ellington, Raymond Birch, Willie Smith, Rodgers & Hart, aber auch von Led Zeppelin und die klassische Farbe bringt Johannes Brahms ins Spiel. Ehrensache, dass auch der Urvater des Ragtime, Scott Joplin ein Wörtchen mitzureden hat. Die Arrangements erweisen sich als maßgeschneidert und verlangen vom Gitarristen vollen Einsatz. Virtuosität ist für Steve Hicks an keiner Stelle Selbstzweck, sondern ein Vehikel klarer Darstellung und natürlich schwungvoller Interpretation. So sympathisch, wie Steve Hicks vom Cover herunterschaut, genauso sympathisch vermittelt er die Vorzüge der Fingerstyle Spieltechnik auf diesem dem Rag gewidmeten Album.
A Thing OF Rags ist keine todernste Sache, sondern ein Vergnügen der leichteren Art, bei dem die Freude am Musikmachen an erster Stelle steht und der Gitarrist auch Sinn für Selbstironie demonstriert. Aus diesem Ansatz ergibt sich beim Hörer ungetrübte Freude am entspannten, unterhaltsamen Zuhören, zumal Steve Hicks ein begnadeter Gitarrenvirtuose ist, dem der Ragtime mühelos gelingt. Das vom deutschen Acoustic Music Guru Peter Finger in Osnabrück aufgenommene und produzierte grandiose Album A Thing Made Of Rags erzeugt beim Zuhören angesichts der angespannten Weltlage höchst willkommene Glückshormone.
Steve Hicks, akustische Gitarre