Im spanischen Sprachraum ein Renner ist der Multi-Instrumentalist und Soft-Jazzer Leo Sidran abgesehen von den USA ansonsten auf der Bekannheitsskala von Jazzfans nicht ganz vorne vertreten. Mit dem Namen Sidran verbindet man hierzulande eher den amerikanischen Jazzmusiker Musikwissenschaftler, Journalist und Produzent Ben Sidran, den Vater von Ben. Vielleicht ändert sich die Situation mit dem sechsten Album von Leo Sidran , das dem Musikschaffen des heute 73-jährigen US-amerikanischen Jazz-Sängers und Songwriters Michael Franks gewidmet ist, der nach einer Rock- und Folkperiode während seiner High-School-Zeit 1973 sein erstes eigenes Jazzalbum veröffentlichte, dem zahlreiche weitere folgten. Franks arbeitete u. a. mit den Blues-Legenden Sonny Terry und Brownie McGhee, mit Flora Purim, Kenny Rankin, Ron Carter, The Crusaders, David Sanborn, Toots Thielemans und Eric Gale zusammen und schrieb Songs für The Manhattan Transfer, Patti LaBelle, Carmen McRae und The Carpenters (Wikipedia). Auch Leo Sidran war ein musikalischer Frühstarter als Songwriter und der Funk-Jazz-Schlagzeuger Clyde Stubblefield nahm sich des jugendlichen Ben an, der aus diesem Kontakt seine bis heute anhaltende Vorliebe für das Schlagzeug mitgenommen hat. Als Teenager schloss sich Leo Sidran dem Rock-Veteran Steve Miller als Schlagzeuger an. Sein Vater hatte dafür als Musiker offenbar jedes Verständnis, achtete jedoch darauf, dass Ben einen regulären Hochschulabschluss u.a. in Geschichte absolvierte. Parallel zur Begeisterung für das Schlagzeug wuchs in Leo Sidran die Begeisterung für die spanische Sprache und für Spanien, eine Begeisterung, die im Lauf seiner Zeit als Profimusiker zu erfolgreichen Auftritten in Spanien und im spanischsprechenden Südamerika geführt hat.
Mit seinen 43 Lebensjahren und nahezu 30 Jahren Erfahrung als Musiker steht Leo Sidran heutzutage als Jazzmusiker in vollem Saft. Das hört man jedem Song seines sechsten Albums Cool School an, die jeder für sich ein Wunderwerk an Melodie und technischem Können darstellt, also genau das enthält, was auch für den Widmungsträger des neuen Albums Jazzmusiker Michael Franks charakteristisch ist. Wie sich das für einen ausgewachsenen Profi gehört sind die Frank-Songs auf Cool School trotz ihrer stimmungsmäßigen Verwandtschaft keine bloßen Kopien der Originale, sondern gekonnte individuelle Abwandlungen in abgespeckten Arrangements, also in einer Gestalt, die für ein Meisterwerk nicht nur des Jazz unabdingbar ist. Die Big-Band-Besetzung mit vorzüglichen Musikern ist angemessen dem Anlass angemessen, einer Jazzgröße die Ehre zu erweisen und es ist gut vorstellbar, dass das überaus gelungene Album Cool School den Durchbruch für Leo Sidran in der nicht spanisch Sprechenden Jazzwelt wird. Glück auf.