In den 1780er Jahren wurde die Konzertgesellschaft Le Concert de la Loge Olympique mit Sitz in Paris von zwei musikbegeisterten Bürgern gegründet. Das Orchester galt als eines der besten in ganz Europa und beauftragte Joseph Haydn mit den so genannten „Pariser Sinfonien“. Im Jahr 1789 stellte diese Konzertgesellschaft in den Wirren der beginnenden Französischen Revolution seine Tätigkeit ein. Auf Initiative des Geigers Julien Chauvin wurde 2015 ein historisch informiertes Orchester ins Leben gerufen und zu Ehren des historischen Vorgängers mit demselben Namen getauft. Nach einem bizarren, markenrechtlichen Rechtsstreit mit dem Nationalen Olympischen Komitee Frankreichs musste das Ensemble allerdings bald auf das „Olympique“ im Namen verzichten. Von der Spur ihrer historischen Vorbilder ließen sich die rund 30 Musikerinnen und Musiker des nunmehr verkürzt als Concert de la Loge agierende Orchester aber nicht abbringen. „Das Zentrum unseres Repertoires ist die Klassik, und zwar speziell die klassische Epoche Frankreichs, die von den Originalklang-Ensembles bisher weniger beachtet wurde als beispielsweise die Barockzeit“, sagt der Leiter von Concert de la Loge Julien Chauvin, und verweist dabei auf eines der spannendsten Kapitel der Pariser Musikgeschichte, das von Komponisten wie Henri-Joseph Rigel, Marie-Alexandre Guénin oder Louis-Charles Rague bestimmt ist, die heute vollständig in Vergessenheit geraten sind. Abhilfe soll eine 2016 gestartete fünfteilige Albumserie des Concert de la Loge schaffen.
Das Orchester nimmt sich parallel zur verdienstvollen Pflege in Vergessenheit geratener französischer Komponisten auch solchen Größen, wie Josef Haydn an, von dem unter anderem bereits einige Symphonien und Instrumentalkonzerte eingespielt worden sind und Kritikerlob erfahren haben. Außerdem mauserte sich das klein besetzte Orchester zur bevorzugten Begleitgruppe von Barockstars wie Philippe Jaroussky und Sandrine Piau. entwickelt. Gelobt wird der spezielle Klang des Le Concert de la Loge, weicher und hölzerner daherkommt als der der meisten zeitgenössischen Ensembles, ohne das perkussive Raspeln und Klappern von Les Talens Lyriques oder Il Pomo d'Oro. Es ist denn auch der Klangcharakter von Le Concert de la Loge, der auf dem neuesten Album mit Mozarts Violinkonzert Nr. 3, der Jupiter-Symphonie und der Ouvertüre zu Le nozze di Figaro aufhören lässt und für sich einnimmt.
Im Übrigen wird unter der Leitung von Julien Chauvin, der auch als Solist im Violinkonzert tätig ist, zügig und engagiert, technisch auf hohem Niveau musiziert. Die Herangehensweise an das Violinkonzert in dieser Aufnahme ist in seiner eher zurückhaltenden Ausleuchtung der Partitur ein wenig gewöhnungsbedürftig, nachdem man zum Beispiel Giuliano Carmignola im Ohr hat. Mit größerem Tiefgang und damit überzeugender agieren Orchester und Dirigent in der rein orchestralen Mozart-Stücken, die klar die Glanzpunkte des Albums bilden. Jedenfalls stellt die Sicht der französischen Musiker auf Mozart eine interessante Alternative zu derjenigen der Konkurrenz anderer historisch informierter Ensembles dar. Die gelungene Aufnahmetechnik dieses Downloads tut ein Übriges, um das Mozart-Album von Le Concert de la Loge empfehlenswert zu machen, das auch ohne das „Olympic“ im Namen der Konzertgesellschaft Le Concert de la Loge Olympique aus dem 18. Jahrhundert deutlich olympischer daherkommt als das offenbar merkwürdig kleinkarierte Nationale Olympische Komitee Frankreichs.
Le Concert de la Loge
Julien Chauvin, Violine, Dirigent