
Hard Road Blues Remastered von Hans Theessink gehört zu den Blues-Alben, die früh mit dem Begriff „legendär“ gelabelt wurden. Im OPUS Recorder Studioim im Jahr 1994 über zwei Nächte aufgenommen, verbrannten in einer einzigen Nacht die Matritzen für die LPs, als Jahre später das deutsche Presswerk in Flammen aufging. Doch dann kam die Pandemie und mit ihr sehr viel Zeit. In der ordnete Theessink sein Archiv und fand die alten Masterbänder der Session – was jetzt zu einer Neuauflage des bereits verloren geglaubten Meilensteins führt. Selbstredend remasterd.
Theessink ist ein Phänomen: Ein Niederländer, der in Österreich lebt und Südtaaten-Blues spielt. Das tut er so überzeugend und erfolgreich, dass er auch in den USA für seine Musik gefeiert wird. Den Durchbruch dort wie hier verschaffte ihm genau dieses Hard Road Blues, das jetzt von alten analogen Masterbändern neu gemastert wurde, um Matritzen für LPs zu erstellen. Unter anderem, denn der Remaster ist auch als digitales Album mit 96 Hertz und 24 Bit erhältlich.
Bis es soweit war, musste allerdings einiges in die Wege geleitet werden, und das liest sich ein bisschen wie aus dem Abenteuerbuch der feinen Akustik. Nachdem Theessink die Masterbänder gefunden hatte, kontaktierte er Christoph Stickl, Gründer von CSMastering in Wien. Stickl hat schon für das Wohi-is-Who aus Klassik und Jazz gearbeitet, Leonard Bernstein, Kent Nagano und Zubin Metha gehören ebenso dazu wie Pat Metheny, John Scofield und Keith Jarrett. Und auch Hans Theessink mit seinem Album Baby Wants to Boogie. Die Rettung und Aufarbeitung seines Klassikers war somit in guten Händen.
Bevor die Bänder für das Remastering abgespielt werden konnten, mussten sie allerdings noch vor- und aufbereitet werden. „Backen“ nannte es Stickl, als er Theessink den Prozess näher bringen wollte. Was dann geschah, dürfte in Kürze die zweite Legende rund um Hard Road Blues sein.
Etwas überspitzt formuliert: Sollte jemand den Wunsch hegen, einen Blues-Musiker solo mit Gitarre und Harp ganz für sich vor dem Sofa spielen zu haben, ist das Album erste Wahl. Der Klang absolut klar und lebendig. Stimme und Gitarre körperreich und plastisch. Die Frequenzen wie aus dem Bilderbuch präzise und authentisch. Die Verortung im Raum barhockergenau auf den Punkt.
Selten habe ich eine Aufnahme gehört, die so intensiv und greifbar ist – und ich nom gewiss kein ausgeprägter Blues-Fan und höre darum mit milden Ohren. Aber Hard Road Blues ist ein in jeder Hinsicht hohe Kunst.
Dass die Akustik so bestechend ist, belegt übrigens auch das AAA-Label auf dem Cover. Die Analogue Audio Association nämlich ist es, die das Goldstück verleiht, wenn rein analog und auf höchstem Niveau gearbeitet wird. Und das ist hier passiert, wobei einzuschränken bleibt, dass der Genuss des 96/24-Studiomasters, auf dem die Rezension basiert, weiterhin digital ist. Ein Sakrileg?
Lediglich ein Zeugnis, dass analoge Qualität auch hochauflösend nicht zu verleugnen ist- Hard Road Blues Remastered ist ein großartiges Album. (Thomas Semmler, HighResMac)
Hans Theessink, Gitarre, Gesang
Digitally remastered by Christoph Stickl von CSMastering
Foto: Jeff Fasano