Sonnenschein können wir nördlich der Alpen lebenden Europäer niemals genug bekommen. Da kommt das Angebot, karibische Sonne eine knappe dreiviertel Stunde auf uns scheinen zu lassen gerade recht. Brenda Navarrete macht das mit Ihrem Debutalbum Mi Mondo, Meine Welt möglich, das weitgehend in Cuba mit dort ansässigen Musikern aufgenommen und im fernen, deutlich kältere Kanada gemischt worden ist. Und so viel sei vorweggenommen: Aufnahme und Mischung zeitigen erstklassigen durchsichtigen Sound, der als hochaufgelöster Download noch den letzten Kick erhält. Schade, dass das Album zwar zehn Songs umfasst, dass diese jedoch bereits nach 37 Minuten abgespult sind. Da hilft nur, den Player auf automatische Wiederholung einzustellen, um die karibische Sonne in Gestalt von Brenda Navarette weiterhin ihre gute Laune bereitende Wirkung tun zu lassen.

Brenda Navarette ist kubanischer Abstammung, was man jedem der zehn Songs anhört, von denen vier Songs aus der Feder der Sängerin stammen. Man glaubt es nicht, aber das Singen hat sich die Kubanerin selbst beigebracht, nachdem sie bereits eine äußerst erfolgreiche Karriere als Schlagzeugerin, vor allem mit der Batà-Trommel hinter sich gebracht hatte, die sie mit neuen Jahren für sich entdeckt und deren Spiel sie später am Musikkonservatorium verfeinert hatte. Die an beiden Enden mit einem Trommelfell bespannte Batà-Trommel stammt ursprünglich aus Nigeria und spielt unter anderem fern von Afrika in der kubanischen Musik eine Rolle. Mit dieser Trommel war Brenda Navarette als Mitglied einer afro-kubanischen Schlagzeugergruppe aktiv und ihre Trommelkünste wurden 2010 auf dem nationalen kubanischen Trommelfest mit einem Preis ausgezeichnet. Kein Wunder, dass die Kubanerin auch als Sängerin nicht von der Batà-Trommel lassen kann.

Wer möchte, kann das auf Mi Mundo Angebotene unter der Rubrik Weltmusik einordnen. Jedenfalls vereinigt Brenda Navarrete auf ihrem Debutalbum kubanische Folklore mit Elementen des Jazz und des westlichen Pop. Angenehm ist, dass das Kubanische überwiegt, das also die karibische Sonne in keinem der Songs zu kurz kommt. Mit verantwortlich für den überaus wohlig empfundenen Nonstop-Sonnenschein ist eine ganze Phalanx kompetenter erstklassiger Begleitmusiker, die in unterschiedlicher Zusammensetzung für die Songs das notwendige Fundament aufbauen. Als herausragend zu nennen sind Horacio Hernandez, Rodney Barreto und Jose Carlos am Schlagzeug, Roberto Carcasses, Rolando Luna und Leonardo Ledesman am Piano, Alain Pérez am Bass, Adonis Panter am Quinto und Eduardo Sandoval an der Posaune.

Die Songs erweisen sich als Perlen des federleichten, rhythmisch zündenden Gesangs, Mittanzen erwünscht. Besonders glänzende Perlen sind “Baba Elegguà”, ein auf urtümliche Ruf- und Antwort-Gesängen basierender Song mit tranceartiger Stimmung, „Rumbero Como Yo”, ein Rumba-basierter Song mit spiritueller Anmutung und “Caravan“, überaus kreativ frei nach dem gleichnamigen Titel von Duke Ellington.

Mi Mundo ist ein durchweg sonnenhelles Vergnügen, das ohne die Gefahr von Sonnenbrand genossen werden kann, und das ein vielversprechendes Debut einer Vollblutmusikerin ist, die es verdient hat, international wahrgenommen zu werden.

Brenda Navarrete, lead vocals, coro, batá drums, percussion
Melvis Santa, coro
Luis Orbegoso, coro
Munir Hossn, bass, guitar, percussion
Adonis Panter, percussion, quinto
Osaín del Monte, percussion
Pete Locket, tablas, percussion
Adel Gonzáles, percussion
Guillermo Del Toro, percussion
Roberto Carcassés, piano
Hilario Durán, piano
Rolando Luna, piano
Leonardo F. Gil Milian, piano
Alain Pérez, bass, coro
Michel Salazar Delgado, bass
José Carlos Sánchez Portilla, drums
Horacio ‘El Negro’ Hernández, drums
Rodney Barreto, percussion, drums
Josué Borges Maresma, flute, harmonica
Tommy Lawrie, trumpet
Eduardo Sandoval, trombone