Wenn Blues straff vorwärtsdrängend swingt, funkelt und gar hie und da vorsichtig rockt, dann ist Boz Scaggs am Werk, wie bereits der der ersten Song Rock And Stick seines neuen Albums Out Of The Blues demonstriert. Mit 74 Jahren am Buckel darf der Sänger, Gitarrist und Bandleader als Urgestein nicht nur des Blues, sondern auch des R&B, Rock und neuerdings des Jazz bezeichnet werden. Das hört sich recht großartig an und das ist es selbst oder gerade deshalb auch dann, wenn man die harte Zeit in Betracht zieht, die Boz Scaggs durchleiden durfte, bevor es für ihn wirklich rund lief. Nachdem er die sechziger Jahre als Mitglied unterschiedlicher Bands, unter anderem der Steve Miller Band durchtingelt hatte, entschloss er sich für eine Solokarriere. Ein wenig auf Blues und vor allem auf Rock ‚n‘ Roll basierend kam er mit dieser mit einem Plattenvertrag in der Tasche bei den Kritikern gut an, erwies sich jedoch beim breiten Publikum als Flopp. Frustrierende sechs Jahre krebste Boz Scaggs im Wechselbad zwischen euphorischen Kritiken und mageren LP-Verkaufszahlen mühsam dahin, bis er mit seinem Album Silk Degrees nach Wechsel des Labels den Durchbruch schaffte. Platz zwei der US-Alben-Hitparade und vier Millionen verkaufte LPs sorgten karrieremäßig für kräftigen Aufwind. Die Schönwetterperiode beendete Boz Scaggs Anfang der achtziger Jahre freiwillig, als er sich für sieben Jahre aus der Szene zurückzog, um in San Francisco stattdessen einen eigenen Nachtclub zu etablieren. Ebenso überraschend wie er ausgestiegen war, kehrt er etliche Jahre später mit dem Album Other Roads in die Szene zurück. Nomen Est Omen war aus dem einstigen harten Rock ‚n‘ Roller ein vergleichsweise abgeklärter Blues- und Jazzman herangereift, der er bis heute geblieben ist, ohne seine Herkunft vom Rock ‚n‘ Roll komplett zu den Akten zu legen.
Rückgrat des neuen Albums bildet die prominent besetzte Band. Zu der gehören die Gitarristen Doyle Bramhall II, Ray Parker Jr. Und Charlie Sexton, der Bassist Willie Weeks, der Keyboarder Jim Cox, der Harmonikaspieler Jack Walroth, der Saxophonist Eric Crystal und der Schlagzeuger Jim Keltner. Vier der Songs auf Out Of The Blues stammen von Jack Walroth. Die übrigen fünf Songs sind geschickt arrangierte Cover von Songs aus dem Fundus von Bobby 'Blue' Bland, Jimmy Reed, Magic Sam und Neil Young. Von letzteren stammt der einen Höhepunkt des Albums bildender Song “On The Beach” mit exquisitem Gitarrenspiel von Doyle Bramhall II und einem recht entspannt tönenden Boz Scaggs. In “The Feeling Is Gone”, ein ursprünglich von Bobby 'Blue' Bland stammender Song, brilliert neben eine bestens aufgelegten Boz Scaggs Eric Crystal mit einem Tenorsax-Solo, das an Raffinesse nichts zu wünschen übriglässt. Bläserdominert wird die Ballade “I’ve Got To Forget You” als spätabendlicher Barauftritt mit Aufforderung zum Tanzen Schmusen präsentiert. „I’ve Just Got To Know“ haut überzeugend in dieselbe nostalgisch überhöhte Kerbe. Als Gegenpole dienen der unmittelbar zupackende Song „Radiator 110“ und der nicht weniger rockende Song „Little Miss Night And Day“ mit herrlichen Solos des Keyboarders Jim Cox und der Gitarristen Charlie Sexton und Doyle Bramhall II.
Selten bringt ein zumindest unterschwellig vom Rock getriebenes Blues-Album derart viel gute Stimmung in die Bude wie Out Of The Blues. Gönnen Sie sich das Vergnügen im allerbesten vom Download gelieferten Highres-Sound.
Boz Scaggs, vocals, guitar
Doyle Bramhall II, guitar
Ray Parker Jr, guitar
Charlie Sexton, guitar
Willie Weeks, bass
Jim Keltner, drums
Jim Cox, keyboards
Jack Walroth, harmonica, percussion