Album info

Album-Release:
2021

HRA-Release:
21.05.2021

Album including Album cover

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Formats & Prices

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FLAC 44.1 $ 13.20
  • 1 Kokoro 04:43
  • 2 Tember 07:37
  • 3 War at the Birdhouse 04:42
  • 4 Yoyogipark 04:31
  • 5 Nachwelt 06:30
  • 6 Rainbow Dance 05:31
  • 7 Dunkelfeld 01:27
  • 8 Jo Va 03:55
  • 9 Vanilla 04:55
  • 10 Tober 05:40
  • 11 We Do Love Swing 03:28
  • 12 Pop Song to Bring Peace and Happiness to the World 04:33
  • Total Runtime 57:32

Info for Kokoro

Als optimistischen Melancholiker beschreibt sich Johannes Enders, romantisch und gefühlvoll nennt er die im akustischen Duo mit Rainer Böhm eingespielte Musik. Beide kennen sich lange, beide lehren heute als Professoren ihrer Instrumente, beide haben vor gut anderthalb Jahrzehnten schon einmal im Duo aufgenommen und sind sich seither immer wieder begegnet. Saxofonist Enders schätzt am Pianisten Böhm, dass er es trotz aller Virtuosität nicht verlernt hat, dem Gesamtbild zu dienen. Er muss mit seinem Instrument nicht die Führung übernehmen, sondern kann auch dem anderen die Richtung überlassen. „Ich bin die Melodie und er ist das Orchester“, fasst Johannes Enders zusammen.

Zwei Tage haben sie gebraucht für diese wunderbar magischen Dialoge in Musik, einen zum Proben, damit der eine die jeweils neuen Stücke des anderen kennenlernte, dann sechs Stunden im Münchner Studio. Nichts vom Material wurde vorher im Touralltag zur Routine entindividualisiert. Handgemachte Musik aus dem Moment hört man, keine falschen Tricks, keine doppelten Böden, alles naturbelassen, erdig, frisch und eben nicht super perfekt bis zur Sterilität: „Wir wollten nichts, wir haben einfach nur gemacht.“ Immer neue Türen gehen auf bei „Kokoro“ für den, der das Zuhören noch nicht verlernt hat. Musik, die nicht eifert, posiert oder überrumpeln will, Musik, die ihre Wurzeln kennt und von da aufbricht, geschmackssicher und unaufgeregt. Zwei, die sich aufeinander verlassen können, sind hier ganz und gar bei sich in einer erworbenen Souveränität, mit der im Rücken sie das Staunen nicht verlernt haben und das Gespür für Feinheiten.

Keiner der beiden muss seine ausgefeilte Technik vor sich hertragen. In Rainer Böhms Spiel sind Genreüberschreitungen vom Jazz hin zur Klassik immanent. Transfer von Beseeltheit ist ihm wichtig in seinem aufgerauten Wohlklang, der auf rhythmische Stringenz setzt und auf melodische Fantasie. Feinsinnig wird die durchgehende Empfindsamkeit nie banalisiert. Darin ist er ein Meister wie Johannes Enders, der in melancholischen Grundstimmungen auch einen Prozess des Abschiednehmens eingeschrieben sieht. Den begreift er als Voraussetzung für Veränderung und Entwicklung. Die Verarbeitung dieser Prozesse erzeugt Optimismus. Insofern ist „Kokoro“ eine Frühlingsplatte, die Hoffnung machen will.

Deswegen auch das Coverbild mit den Kirschblüten aus Tokio. Es stammt aus dem Enders’schen Familienfundus, aus der Postkartensammlung einer verstorbenen Tante nämlich, die von einem Verehrer Nachrichten aus aller Welt bekam. Darum wurde aus Böhms Eingangsstück, das ursprünglich „Rokoko“ hieß, „Kokoro“, was nun der Platte ihren Titel gibt und japanisch Herz bedeutet. So hängt in dieser Musik alles mit allem zusammen. Die Entstehungsmonatskürzel „Tober“ und „Tember“, was auch wie Timbre klingen kann, das Birdhouse, in dem Charlie Parker irrlichtert, die „Nachzeit“, die kommen wird wie ein Synonym für Frühling, und das Bekenntnis zum Swing, weil man das ohne Wenn und Aber mal festhalten muss.

Swing bedeutet Elastizität, Belebtheit und die Fähigkeit zu fliegen. Swing ist die Voraussetzung. Johannes Enders und Rainer Böhm sind exponierte Vertreter der mittleren Generation des deutschen Jazz. Die siedelt zwischen den Jungen, die ihren Weg noch finden müssen, und den Alten, die angekommen sind und ihren Stil konsolidiert haben. Die mittlere Generation ist unterwegs – in den besten Fällen. Das Duo Enders/Böhm ist so ein bester Fall.

Ihre so markant und ausgewogen in sich ruhende Musik steht für eine Rückbesinnung auf Heroen wie Lester Young und Stan Ganz, die aber nicht kopiert, sondern weitergedacht werden. Amerikanische Ahnen werden in europäische Kontexte transformiert. Es geht um die eigenen Geschichten. Johannes Enders und Rainer Böhm schicken geradezu atemnehmende Unisono- Passagen los und entwickeln in einem furiosen Miteinander voller exquisitem Understatement ihre Ideen. Ihre Kunst entspringt aus keinem Wettbewerb, ersetzt das kompetitive Muskelspiel durch feinsinnig subtile Ausgewogenheit, den Schrei durch den Atem und den Eifer durch das Raffinement. (Ulrich Steinmetzger)

Johannes Enders, Saxofon
Rainer Böhm, Klavier




Johannes Enders
ist ein deutscher Saxophonist, Komponist, Produzent und Lehrer. Seit 2009 hat er eine Professur für Jazz-Saxophon an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig inne.

Die musikalische Laufbahn des am 12. Mai 1967 in Weilheim geborenen Johannes Enders beginnt im Alter von 14 Jahren, als er von der Flöte zum Altsaxophon wechselt und seine Liebe für Soul und Jazzmusik entdeckt. Starke Einflüsse für ihn sind damals Stevie Wonder, Quincy Jones, David Sanborn, James Brown, Michael Brecker und später schließlich Charlie Parker und John Coltrane.

Schnell wird ihm klar, dass die Musik sein Leben bestimmen wird. Nach einigen Lehrjahren bei Jürgen Seefelder und André Legros am Richard-Strauss-Konservatorium in München führt ihn die Reise 1987 an die Musikhochschule nach Graz, um dort Jazzsaxophon und Improvisation bei Charlie Miklin, Adelhard Roidinger und Carl Drewo zu studieren. Dort hält es ihn nur zwei Jahre.

Nach Begegnungen mit Schlüsselfiguren wie Jerry Bergonzi und David Liebman, mit seinen Mentoren Vincent Herring und Reggie Workman, der ihm ein Stipendium an der New School in New York vermittelt, erfüllt sich der lang gehegte Traum, in die Hauptstadt des Jazz zu ziehen, um dort zu studieren und mit Größen wie Donald Byrd, Jaki Byard, Jeff Tain Watts, Brad Mehldau, Chris Potter, Joey Calderazzo, Sam Rivers, Peter Bernstein, Joe Locke, Pete LaRoca, Roy Hargrove und vielen anderen zu spielen.

Seine Silber-Trophäe beim „American Music Fest“ in San Francisco (1990) und die Teilnahme am renommierten „Thelonious Monk“- Wettbewerb in Washington D.C. im Jahr darauf bereiten ihm auch im gelobten Land den Weg. Zurück in Deutschland, etabliert sich Johannes Enders schnell als eine der wichtigsten Stimmen am Tenorsaxophon und wird vom renommierten Jazzlabel ENJA Records unter Vertrag genommen. Hier gründet er eigene Projekte wie sein Akustisches Quartett, sein Saxophonquartett ZeitGeistMaschine und die Duos mit Jazzlegende Günter Baby Sommer oder mit Rainer Böhm sowie seine Elektro-Jazz-Projekte Enders Room und Enders Dome.

Für seinen immensen kreativen Output wird er über die Jahre u. a. mit dem österreichischen Jazzpreis, dem Kulturförderpreis für Musik der Stadt München, dem SWR Jazzpreis, dem Weilheimer Kulturpreis, dem Neuen Deutschen Jazzpreis, dem Jazz Echo 2012, dem Deutschen Musikautorenpreis und dem bayrischen Staatsförderpreis ausgezeichnet.

Als gefragter Sideman in Bands wie The Notwist, Tied & Tickled Trio, Billy Hart European Quintett, Günther Baby Sommers Quartett Süd, Franco Ambrosetti Quartett, Karl Ratzer Quintett u. v. a. spielte er mittlerweile in allen wichtigen Clubs und Festivals und verewigte sich auf bislang über 100 Studio-Einspielungen.



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