Wagner: Overtures and Preludes (Remastered) Staatskapelle Berlin

Cover Wagner: Overtures and Preludes (Remastered)

Album info

Album-Release:
1984

HRA-Release:
24.02.2017

Label: Berlin Classics

Genre: Classical

Subgenre: Orchestral

Artist: Staatskapelle Berlin

Composer: Richard Wagner (1813-1883)

Album including Album cover Booklet (PDF)

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FLAC 96 $ 15.80
  • Richard Wagner (1813-1883):
  • 1 Der fliegende Holländer: Overture 11:12
  • 2 Tannhäuser: Overture 15:30
  • 3 Rienzi: Overture 12:24
  • 4 Lohengrin: Prelude I. Act 09:30
  • 5 Lohengrin: Prelude III. Act 03:04
  • Total Runtime 51:40

Info for Wagner: Overtures and Preludes (Remastered)

Muss man es nicht für ein schönes Wunder nehmen, dass ein Mann, der so viel Pech mit seinen Erstlingswerken hatte, dennoch zu einem der beiden wichtigsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts wurde?

Richard Wagner begab sich als Zwanzigjähriger mit Feuereifer an die Komposition seiner Gozzi-Oper Die Feen – schon 1834 war sie fertig, doch keiner wollte sie haben! Mit dem Liebesverbot, einer wirklich gelungenen komischen Oper nach Shakespeares Maß für Maß, brachte er es dann immerhin bis zur Uraufführung, am 29. März 1836 im Magdeburger Stadttheater. Doch bereits die zweite Vorstellung musste abgebrochen werden – weil sich die Beteiligten auf offener Bühne in die Haare geraten waren, allerdings wegen eines privaten Konflikts, nicht etwa wegen der Qualitäten der neuen Oper. Der Schaden blieb überschaubar, weil sich auch nur drei Besucher zur zweiten Aufführung eingefunden hatten.

Kleinere Geister hätten wohl aufgegeben, aber Wagner wusste, dass er es nur richtig anstellen musste, um zu einem ernstzunehmenden Opernkomponisten zu werden.

In dieser Zeit war Paris die Welthauptstadt der Oper und der schönen Künste überhaupt. Wagner war also gut beraten, sich dort umzusehen – und: Kontakte zu knüpfen. Die Begegnung mit Giacomo Meyerbeer, dem Opernherrscher von Paris war da schon einmal ein guter Anfang, und er kam zur Überzeugung, dass seine nächste Oper eine Meyerbeer-Oper – oder eben eine Grand Opéra werden müsste. Für die geeignete Textvorlage hielt er den 1836 in deutscher Version vorgelegten Rienzi-Roman des britischen Barons Edward Bulwer-Lytton, eines wegen seiner Fruchtbarkeit gefürchteten Modeautoren jener Tage.

„Die große Oper, mit all ihrer szenischen und musikalischen Pracht, ihrer effektreichen, musikalisch-massenhaften Leidenschaftlichkeit, stand vor mir; und sie nicht etwa bloß nachzuahmen, sondern, mit rückhaltloser Verschwendung, nach allen ihren bisherigen Erscheinungen sie zu überbieten, das wollte mein künstlerischer Ehrgeiz.“ (Carl Friedrich Glasenapp: Das Leben Richard Wagners, 4. Auflage Leipzig 1905 / Hervorhebungen vom Komponisten.)

Es mag ihn nicht einmal gekränkt haben, dass sein zeitweiliger späterer Freund Hans von Bülow den Rienzi als „die beste Meyerbeer-Oper“ bezeichnete.

Wie die hier vorliegende Ouvertüre prächtig beweist: die Imitation ist ihm vortrefflich gelungen! Die Musikkritikerin Christine Lemke-Matwey bezeichnet sie als das „einzige Prunkstück der Partitur, bekannt aus Funk und Fernsehen, ein überwältigend süffiges Perpetuum mobile…“

Vor allem die geschickte Verarbeitung wichtiger Themen aus der Oper, die sich auf diese Weise dem Gedächtnis der Zuhörer einprägen müssen, fällt ins Auge. Er wird sich später noch bei der Tannhäuser-Ouvertüre dieser Technik erinnern.

Die Oper wurde dann auch 1842 in Dresden ein großer Publikumserfolg, der den Komponisten zu weiteren Tat ermutigte – und ihm eine Festanstellung als Kapellmeister einbrachte.

Dass seine Erben später den Rienzi abstrafen würden, indem sie ihn nicht in den Kanon der „bayreuthwürdigen Bühnenwerke“ aufnahmen, konnte Wagner natürlich nicht ahnen. Immerhin hat er sich jahrelang herzlich gefreut, dass sein Papagei Papo auf Abruf eine Melodie aus dem Rienzi ganz korrekt pfeifen konnte.

Die nächsten beiden Opern haben etwas gemeinsam: sie liegen in mehreren Versionen vor, und es gibt von beiden keine „endgültige Fassung“. Beim Fliegenden Holländer muss man den Komponisten noch heute bedauern: nie zu seinen Lebzeiten hat er das Werk so gehört, wie er es komponiert hatte – nämlich als Einakter. Schon die Uraufführung – wieder in Dresden – war eine Bearbeitung, da sich eine pausenlose Wiedergabe technisch nicht realisieren ließ. Und 1860, aus Anlass eines Pariser Konzerts, gestaltete er den Schluss der Oper völlig um: mit Material aus dem großen Duett des zweiten Aktes formte er eine Art Apotheose, ganz entsprechend der szenischen Anweisung im Libretto, dass man den erlösten Holländer nebst seiner Frau Erlöserin zum Himmel schweben sieht. Konsequenterweise übernahm der Komponist diesen versöhnlichen Schluss auch in die Ouvertüre, die ja die Handlung bereits vorwegnimmt.

Und dem Komponisten gefiel das sogar sehr gut! Er schreibt aus Paris an seine Muse vom Dienst, die Gattin seines Mäzens Otto Wesendonck: „Jetzt, wo ich Isoldes Verklärung geschrieben, konnte ich (…) erst den rechten Schluss zur Fliegenden Holländer-Ouvertüre finden.“ In Wien wird der Holländer sogleich in dieser neuen Gestalt aufgeführt.

Auch Hiroshi Wakasugi folgt dieser Tradition, die erst in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Otto Klemperer an der Berliner Kroll-Oper unterlaufen wurde. Heute greift man immer öfter auf die unerbittlichere Urfassung zurück.

Am Tannhäuser hat Wagner so viel umgestellt, verändert, hinzugefügt, dass er zuletzt wohl selber die Übersicht verloren hatte. Schon in Dresden – 1845 – kürzte er hier, setzte dort was an, und mit dem Schluss der Oper war er doch nie so recht zufrieden. Deshalb reizte ihn der durch die Fürstin Metternich vermittelte Auftrag, den Tannhäuser für die Pariser Oper völlig zu überarbeiten, durchaus. Er komponierte sogar das Bacchanale, eine grandiose neue Ballettszene, die den in Dresden doch etwas zu prosaischen Venusberg aufwertete. Dafür opferte er sogar ein Drittel der Ouvertüre, die – wie natürlich hier dargeboten – im Original dreiteilig ist. Der Pilgermusik, bzw. der Wartburg-Welt, folgt ein Mittelteil, der uns in den Venusberg führt, um danach wieder in gesittete irdische Verhältnisse zurückzukehren.

Zwar kam 1875 an der Wiener Hofoper unter Aufsicht des Komponisten eine neue Version heraus, die das Beste aus der sogenannten Dresdner Fassung und der opulenten Pariser Version vereinen sollte, aber inzwischen hat es sich eingebürgert, dass beinahe jedes Theater, Bayreuth eingeschlossen, dann doch lieber seine eigene Mischfassung erarbeitet. Das muss der Komponist vorausgeahnt haben, denn noch kurz vor seinem Tode meinte er, dass er „der Welt noch den Tannhäuser schuldig“ wäre. Zumindest wenn man Cosima Wagner glauben darf…

Wir sollten uns besser nicht vorstellen, wie das überirdisch schöne und teuflisch schwierige Lohengrin-Vorspiel am 28. August 1850 im Weimarer Theater geklungen haben muss, denn wir kennen die Orchesterbesetzung… Aber Franz Liszt hatte das Werk seines Freundes durchgesetzt, für ihn, der als steckbrieflich deutschlandweit gesuchter Revolutionär in der sicheren Schweiz saß und wohl nicht ahnte, dass er sein neuestes Werk erst ganze elf Jahre später hören würde. Eine pittoreske Situation, die man sich durchaus einmal ausmalen sollte: Liszt, der sich am Pult redlich müht, unter den gegebenen Umständen der anspruchsvollen Partitur wenigstens einigermaßen gerecht zu werden – und der Komponist, der – immerhin stilvoll im Luzerner Gasthof „Zum Schwanen“ – neben seiner Gattin mit der Taschenuhr in der Hand den Verlauf der Premiere verfolgt.

Schon im zweiten Akt war man beträchtlich auseinander, wie Wagner glücklicherweise erst viel später zu Ohren kam, ebenso wie die Nachrichten von den „szenischen Übelständen“ und einem „unglücklichen Sänger der Hauptpartie“.

Hier aber hören Sie nun das Vorspiel zum ersten Akt mit seinen bis dahin unerhörten Streicherverästelungen mit genau jenem Orchester, das Wagner bei der Komposition vermutlich vor seinem inneren Ohr stand – seit 1859, inzwischen hatte der deutsche Kaiser sich persönlich für eine Rehabilitation des Komponisten eingesetzt, gehört der Lohengrin unangefochten zum Standardrepertoire des Dresdner Oper.

Innerhalb der Oper Lohengrin ist kein größerer Kontrast denkbar als zwischen diesem Vorspiel und der Einleitungsmusik zum dritten Aufzug, die mit allem denkbaren Orchesterglanz das feiert, was dann auf der Bühne doch nicht gut gehen kann: die festliche Vermählung des Titelhelden mit der brabantischen Thronerbin – und deren glückliche Ehe.

Staatskapelle Dresden
Hiroshi Wakasugi, Dirigent

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