Niemandsland - Jazzthing Next Generation, Vol. 106 Matthias Meyer

Album info

Album-Release:
2025

HRA-Release:
24.01.2025

Label: Double Moon Records

Genre: Jazz

Subgenre: Contemporary Jazz

Artist: Matthias Meyer

Album including Album cover

?

Formats & Prices

Format Price In Cart Buy
FLAC 96 $ 13.50
  • 1 Becoming, Pt. 1 02:47
  • 2 Becoming, Pt. 2 05:39
  • 3 Clayton's Labyrinth 05:49
  • 4 Holy E 07:27
  • 5 The Thought of Dying 03:18
  • 6 For Marc 10:55
  • 7 Choral Der Schlaflosen 06:22
  • 8 Escaping from Reality (But Only for 45 Minutes) 07:57
  • Total Runtime 50:14

Info for Niemandsland - Jazzthing Next Generation, Vol. 106

„Niemandsland“ ist nicht nur der Titel dieses Albums. Matthias Meyer hat auch seine Band so genannt - Matthias Meyers Niemandsland. Ganz klar: für den Schlagzeuger, Komponisten, Bandleader aus Berlin birgt der Begriff eine tiefere Bedeutung. Er ist zu einem Schlüsselwort geworden für seine musikalische Selbstfindung.

Das geht zurück auf die frühe Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen, die auch und in besonderem Maße vielen Kulturschaffenden zusetzte. Kurz zuvor war Matthias Meyer aus Hannover nach Berlin gezogen, um im Umfeld des renommierten Jazz Institut Berlin die nächsten Etappen seiner Entwicklung zu absolvieren. Binnen weniger Monate fand er sich in einer Art Niemandsland wieder, einem zunächst unwirklich anmutenden Stadium des erzwungenen Stillstandes und der Abschottung, irgendwo zwischen Leere und Hoffnung. Eine Erfahrung mit kathartischer Wirkung. In jener Phase legte er den Grundstein für seinen weiteren kreativen Weg: in ästhetischer Hinsicht sowie mit Blick auf das Selbstbewusstsein, der sich herausschälenden musikalischen Vision zu folgen.

„Niemandsland“ ist das erste eigene Album von Matthias Meyer. Das international besetzte Quintett (Larsen ist Däne, Braylovskiy Russe) ist seine erste eigene Gruppe. Angesichts der Reife der Kompositionen und Arrangements, der Dichte des Zusammenspiels und der kollektiven und individuellen Klasse mutet das erstaunlich an. Ein Grund ist sicherlich das frisch gewonnene, zielstrebig umgesetzte künstlerische Selbstverständnis des Leaders. Ebenso wichtig dürfte die enge Verbindung der Bandmitglieder sein. Die fünf haben im Jazz Institut zueinander gefunden, in verschiedenen Konstellationen gespielt und Meyers Stücke schließlich gemeinsam bis zur Aufnahme hin ausgearbeitet.

Die Entscheidung für die Instrumentierung mit zwei Saxofonen traf der Drummer frühzeitig und sehr bewusst. Wie so vieles in seinem Schaffen, hat auch das einen ganz persönlichen Hintergrund. Meyers erstes Instrument war das Saxofon, er besitzt noch immer ein Tenorsax. „Auch als ich längst Schlagzeuger war, habe ich das parallel ziemlich ernsthaft weiter geführt und noch an der Uni Saxofon-Unterricht gehabt. Ich fand immer, dass es mir helfen kann in meinem Schlagzeug-Spiel. Als Drummer bin ich sehr daran interessiert, eine intensive Verbindung zur Musik aufzubauen – für das Schlagzeug ist das ja nicht so eindeutig wie für andere Instrumente. Eines meiner großen Vorbilder auf dem Saxofon ist Sonny Rollins. Seine Art der Phrasierung funktioniert genauso gut auf dem Schlagzeug.“

Geradezu programmatisch mutet der Titel des zweiteiligen Album-Openers an: „Becoming“. Das persönlich Geprägte setzt sich fort in diversen Tracks. „Ich habe oft einen konkreten gedanklichen Ausgangspunkt“, erklärt Meyer. „The Thought Of Dying“ zum Beispiel entstand aus einem überwältigenden Gefühl von Weltschmerz: „ … wenn man sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzt - wie plötzlich alles vorbei sein kann. Aus diesem Empfinden heraus hab‘ ich mich an’s Klavier gesetzt.“ Auf einen konkreten Fall in Meyers Familie geht der „Choral der Schlaflosen“ zurück, einer empathischen Umsetzung dessen, was betroffene Personen durchmachen. „Deswegen ist dieses Stück auch so krass. Es beginn mit einer Art Schlafchoral und beschreibt dann diese Dauerschleifen, wenn man versucht Schlaf zu finden und der Körper das nicht zulässt. Je länger das andauert, wird es zu einem Horrortrip.“

Dass er sich so konkret auf Autobiographisches bezieht, führt er zurück auf seine andere große musikalische Liebe – Rockmusik, ob Prog- oder Indierock. „Rock-Songs sind leichter greifbar. Ich liebe es, wenn ich mich beim Hören bestimmter Stücke verstanden fühle. Mir geht‘s schon besser, wenn es da einen anderen Menschen gibt, der dasselbe fühlt.“ Jazz sei zwar abstrakter. „Aber durch die Titel meiner Stücke kann man den Ansatz einer Vorstellung kriegen, was dahinter steckt, und hat vielleicht gleich ein anderes Gefühl beim Hören.“

Daneben gibt es Kompositionen, die von bestimmten Personen inspiriert wurden. „Marc“ ist eine Hommage an den deutsch-britischen Bassisten und Komponisten Marc Muellbauer. „Der beste Jazzpädagoge, den ich in meiner Laufbahn kennengelernt habe“, rühmt Meyer den erfahrenen Wahlberliner, Bassist und Komponist/Arrangeur. Der half ihm entscheidend durch die Corona-Zeit. Und wies ihn unter anderem auf die kompositorische Intelligenz des Pianisten Marc (!) Copland hin, die das Intro zum Stück beeinflusste. „Clayton’s Labyrinth“ ist eine Verbeugung vor dem US-amerikanischen Pianisten George Clayton und dessen inspirierende Fähigkeit, Einfachheit und Komplexität zu verknüpfen – auch für den Komponisten Matthias Meyer ein Ideal.

Meyer, der aus Hildesheim stammt und in Hannover Musik und Politik studierte, um sich dann doch voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren, sieht Berlin als derzeitigen Lebensmittelpunkt. Seit Herbst 2023 wohnt er allerdings in Brooklyn, NY, und studiert am City College of New York, unterstützt durch ein DAAD-Stipendium. Die Rückkehr ist für Mai 2025 vorgesehen. Einige der Bandkollegen sind ebenfalls - vorübergehend - in andere Städte gezogen. Matthias Meyers Niemandsland wird aber alsbald wieder zusammenkommen, natürlich auch um auf Konzerten die klugen, atmosphärisch dichten, emotional durchdrungenen Stücke des Leaders zu präsentieren.

Matthias Meyer, Schlagzeug
Efim Braylovskiy, Saxophon
Finn Vidal, Tenorsaxophon
Jakob Reisener, Klavier
Morten Larsen, Kontrabass




Matthias Meyer
(1997) ist ein Schlagzeuger und Komponist aus Berlin. Nachdem er zunächst mit dem Saxophon begonnen hatte, verliebte er sich im Alter von 11 Jahren in das Schlagzeug. 2015 begann er sein Studium der Musik und Politik an der Musikhochschule Hannover. Motiviert durch seine damalige Lehrerin Eva Klesse, zog er 2019 nach Berlin, um sich am Jazzinstitut Berlin einzuschreiben. Während seiner Zeit in Berlin beschäftigte sich Meyer zunehmend mit dem Komponieren für seine eigenen Projekte Niemandsland und Nomadia, mit denen er in verschiedenen Spielstätten und auf Festivals in Deutschland und Europa konzertierte. Im Jahr 2023 zog er nach New York, um mit einem DAAD-Stipendium sein Master-Studium am City College of New York zu beginnen. Er hatte die Möglichkeit, bei Heinz Lichius, Eva Klesse, Heinrich Köbberling, Peter Weniger, Marc Mühlbauer, David Friedman und Carl Allen zu studieren. Meyer wurde von der Karl-Hofer-Gesellschaft mit dem JIB-Jazz-Preis ausgezeichnet und gewann mit seiner Band Niemandsland den Jungen Münchner Jazzpreis. Ihr Debütalbum wurde 2023 aufgenommen und wird im Januar 2025 im Rahmen der Jazzthing-Next Generation Reihe veröffentlicht.



This album contains no booklet.

© 2010-2025 HIGHRESAUDIO