Die Prinzen


Biography Die Prinzen


Die Prinzen
Viele haben es gehofft, manche es befürchtet, kaum einer hat es für möglich gehalten: Nun aber ist es Tatsache: Die Prinzen schauen auf zwanzig bewegte, rastlose und vor allem sehr erfolgreiche Jahre zurück - und sie lassen keinen Zweifel, dass auch in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist.

Ein kurzer Blick zurück: Es ist der 7. Dezember 1991 und es ist kalt, nasskalt - ein grausiger Winterabend, an dem man am liebsten Zuhause bleibt. Aber im niedersächsischen Oldenburg steigt die NDR-Riesenfeté mit den US-Rockern Huey Lewis & the News, dem englischen Popsternchen Chesney Hawkes, den Plattdütsch-Rockern Torfrock, dem Deutschrock-Urgestein Achim Reichel - und den Prinzen. Für viele Besucher sind die Jungs aus Leipzig noch ein unbeschriebenes Blatt, aber mit den Songs ihres ersten Albums "Das Leben ist grausam", allen voran "Gabi und Klaus" und "Millionär", bringen sie die Weser-Ems-Halle zum Sieden. Ihr famoser fünfstimmiger A-cappella-Gesang wird zum Markenzeichen der Band.

Ende 1991 steht das Debüt-Album der Prinzen in den Top Ten der deutschen Charts, sagenhafte 78 Wochen kann es sich in den Top 100 platzieren und es geht über 1,2 Millionen mal über die Ladentische. Die Band wird als gelungener Beweis für den Aufschwung Ost gefeiert. Das haben die Prinzen schon damals nicht gern gehört, und heute noch weniger. "Keiner geht in irgendeinen Plattenladen, und kauft sich eine Platte, nur weil's eine Ostband ist", merkt Tobias Künzel an. "Wir sehen uns als Leipziger Band, die in Deutschland und in allen deutschsprachigen Ländern erfolgreich ist."

Spätestens mit dem zweiten Album "Küssen verboten", das im September 1992 erscheint und sich über eine dreiviertel Million mal verkauft, einer grandiosen Tournee mit Udo Lindenberg und diversen Preisen wie dem "Echo" und der "Goldenen Stimmgabel" können sich die Prinzen in der deutschen Musiklandschaft etablieren. Besonders bedanken sich die Prinzen bei ihrer langjährigen Co-Autorin und Produzentin Annette Humpe. "Annette ist einfach eine Frau, die weiß, wie Popmusik gemacht wird", erzählt Sebastian Krumbiegel. "Sie ist sehr einfühlsam und gerade heraus. Wir verdanken ihr sehr viel."

Mit ihren einprägsamen Melodien, den humorvollen Texten, den hervorragend arrangierten und produzierten Songs und nicht zuletzt ihrer gesanglichen Perfektion haben die Prinzen zu einer unnachahmlichem Handschrift gefunden, die im Lauf der Jahre immer weiter verfeinert und nuanciert weiter entwickelt wird. Der Erfolg der Alben "Alles nur geklaut" (1993), "Schweine" (1995) und "Alles mit'm Mund" (1996) ist dafür beredter Ausdruck. Zwischen 1992 und 1997 gibt es für die Prinzen kaum Zeit zum Luftholen. Ein Hit jagt den anderen. Auf einen Fernsehauftritt folgt das nächste Konzert. Deshalb legt die Band 1998 eine kreative Pause ein, ehe sie sich 1999 mit "So viel Spaß für wenig Geld" zurück meldet.

Die Voraussetzung für die Rückkehr in die Erfolgsspur besteht für die sieben Musiker in der permanenten konstruktiven Reibung, dem Enthusiasmus und dem gemeinsamen Willen, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. "Es geht nicht nur um die beiden bunten Vögel, die vorn stehen", erklärt Sebastian Krumbiegel, "sondern wir sind eine Band, die aus fünf Sängern und zwei Instrumentalisten besteht und die alle Entscheidungen demokratisch trifft. Es geht um alle sieben, denn wenn ein Rädchen ausfällt, sind die Prinzen nicht mehr die Prinzen."

Dass dies keine leeren Worte sind, zeigt die praktizierte Arbeitsteilung unter den Musikern. So liegt das Management in den Händen von Henri Schmidt und Mathias Dietrich, während sich Ali Zieme um die Webseite kümmert. Wolfgang Lenk schreibt die meisten Arrangements und Gesangssätze. Und Jens Sembdner ist sozusagen der Supervisor, der zusammen mit Mathias dafür sorgt, dass die Band zusammen bleibt. "Wir fühlen uns schon ein bisschen wie eine Familie und haben ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, dass wir auch sehr bewusst pflegen", erklärt Tobias Künzel.

Ihre ungebrochene Fähigkeit, alltägliche Begebenheiten, die kleinen und großen menschliche Schwächen in ebenso humorvolle wie pointierte Popsongs umzumünzen, beweisen die Prinzen auch in den folgenden Jahren mit "D" (2001), "Monarchie in Germany" (2003) oder "Die neuen Männer" (2008). Längst sind die Prinzen zu einer Institution in der deutschsprachigen Musikszene geworden. "Ich glaube, man kann lange Prinz bleiben", meint Sebastian Krumbiegel schmunzelnd. "Es gibt in England diesen Herren mit den großen Ohren, Prince Charles, der seit über 60 Jahren Prinz ist", setzt Tobias Künzel lachend hinzu. "Unser Bandname ist inzwischen eine Marke und wir sind sehr froh, dass der Begriff "Die Prinzen" in vielen Köpfen fest verankert ist. Wir wären dumm, wenn wir den Namen ändern würden."

2011 feiert das Septett seinen 20. Geburtstag. Und sie wären nicht die Prinzen, wenn sie dieses Ereignis nicht mit einer ausgedehnten Tournee und einem Geburtstags-Album begehen würden. Ihr neues Opus "Es war nicht alles schlecht" enthält 19 Klassiker und vier neue Songs. Die Hits aus 20 Jahren wurden im Studio behutsam bearbeitet und unter Einbeziehung der Original-Gesangsspuren neu gemischt. Das Wort "Modernisiert" scheint dafür nicht ganz zutreffend - denn die Songs wurden von Produzent Sebastian Kirchner nicht auf hip getrimmt, sondern offenbaren in den neuen Arrangements ihre zeitlose Qualität. Dazu gesellt sich ein Quartett komplett neuer Songs, die nahtlos an die großen Erfolge anknüpfen.

Da wäre als erstes das muntere "Wir halten durch", dessen Entstehungsgeschichte Tobias Künzel folgendermaßen zusammenfasst: "Jens hatte in Italien die Coverversion der Baseballs von Rihannas "Umbrella" gehört und fand es sehr lustig. Wir dachten uns, dass wir auch etwas in diese Richtung schreiben könnten. Durch einen Zufall lernten wir die Produzenten der Baseballs kennen, die nun tatsächlich unser Lied produzierten. Es ist schön, dass wir auch Kontakt zu jüngeren Musikern haben, die aus ihrer individuellen Sicht einen Song von uns produzieren, mit Respekt vor unseren Eigenheiten, aber auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein.

Der doppelbödige Albumtitel "Es war nicht alles schlecht" regte die sieben Musiker zu einem ganz eigenen Song an. "Der Titel hat bei vielen ein Schmunzeln hervorgerufen" erzählt Tobias Künzel. "Als wir das Demo ein paar Leuten vorgespielt haben, war das Witzige, dass sowohl Leute aus dem Osten wie aus dem Westen sagten: Ja, genau so war's! Genau so! - Es geht in dem Lied um Erinnerungen, als man das erste Mal im Schlafsack übernachtet hat, wie man wilde Parties gefeiert hat, wenn die Eltern nicht da waren oder dass man in eine Lehrerin verliebt war. Das sind Dinge, die viele Menschen erlebt haben - egal ob Ost oder West."

Der dritte neue Song "Schöne neue Welt" erinnert nicht von ungefähr an die apokalyptische Zukunftsvision von Aldous Huxley. "Das ist ein Lied, das sich mit unserer Vergangenheit auseinandersetzt und dabei trotzdem versucht, in die Zukunft zu blicken", resümiert Sebastian Krumbiegel. Natürlich bot es sich an, nach zwanzig Jahren die Geschichte von "Gabi und Klaus" weiter zu erzählen. Die vielen Fans können sich nun auf die Fortsetzung freuen, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird?

Die Prinzen sind zu Recht stolz auf das Erreichte. Aber viel mehr freuen sie sich auf die neuen Herausforderungen der Zukunft. "Wir sind ein bisschen erwachsener geworden, haben alle Kinder und Familie, aber unsere Liebe zur Musik ist ungebrochen. Ich weiß, dass ich mein Leben lang Musik machen werde. Solange ich atme, werde ich singen", bekräftigt Sebastian Krumbiegel. "Und ich glaube, gerade wir als fünf Sänger, die a cappella singen, können noch sehr lange auf der Bühne stehen. Für uns ist keine Ende in Sicht."



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